Kurz erklärt - Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation nach M. Rosenberg

 

 

Der Begriff „gewaltfrei“ im Zusammenhang mit Kommunikation mag sich für viele Leute zunächst etwas merkwürdig lesen, weil der ein oder andere bei dem Begriff Gewalt zunächst vielleicht eher an körperliche Gewalt denkt. Aber natürlich kann Gewalt auf vielerlei Weise ausgeübt werden – auch mit Worten.

 

Die Gewaltfreie Kommunikation, kurz GFK,  geht auf den amerikanischen Psychologen Marshall Rosenberg zurück, der davon überzeugt war, dass Menschen nur dann zufriedenstellend miteinander kommunizieren können, wenn sie sich wertschätzend und empathisch begegnen. Rosenberg setzte sich viele Jahre für friedvolle Konfliktlösung ein, war häufig in Krisengebieten tätig und hielt auf der ganzen Welt Kurse und Vorträge in gewaltfreier Kommunikation. Heute wird das von ihm entwickelte Modell in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt und ist ein fester Bestandteil in Beratung, Therapie und Coaching.

 

Rosenberg selbst hat immer betont, dass Gewaltfreie Kommunikation nicht wirklich kompliziert sei, man müsse sich nur an einige Grundregeln halten. Jeder kann sie in Konfliktsituationen anwenden und es ist auch nicht notwendig, dass das Gegenüber mit der GFK vertraut ist, oder sie selbst anwendet. Von zentraler Bedeutung ist eine wertschätzende Haltung, der einfühlsame Dialog mit dem Gegenüber und folgende vier  Schritte:

 

  1. Man beschreibt zunächst eine bestimmte Situation oder Verhalten und beschränkt sich dabei ausschließlich auf die reine Beobachtung. Eigene Bewertungen, Interpretationen oder Vorwürfe werden nicht geäußert.
  2. Als nächstes beschreibt man das Gefühl, das dieses Verhalten in einem selbst auslöst und
  3. verbindet es mit dem Bedürfnis, das hinter diesem Gefühl steht.
  4. Abschließend formuliert man eine möglichst konkrete Bitte oder Wunsch.

 

Rosenberg hat diese vier Schritte in einem Satz zusammengefasst: "Wenn ich (Beobachtung) sehe, dann fühle (Gefühl), weil ich (Bedürfnis) brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne, dass (Bitte)... "

 

 

Alltagsbeispiel:

 

Ein Paar hat sich zum Abendessen beim Lieblingsitaliener verabredet, die Frau verspätet sich und wird bei Ankunft mit diesem Satz begrüßt:

 

„Ich hab‘ mir schon was zu Trinken bestellt! Jedes Mal, wenn wir zum Essen verabredet sind, kommst du zu spät. Kannst du nicht  e i n m a l   pünktlich sein?“

 

Die vielversprechendere GFK-Alternative könnte z.B. lauten:

 

„Wie schade, dass du dich verspätet hast. Ich habe mich sehr auf den Abend gefreut und bin etwas enttäuscht, weil ich gerne das Gefühl hätte, dass dir unsere Treffen genauso wichtig sind wie mir. Bitte versuch doch beim nächsten Mal pünktlich zu sein.“

 

 

Literaturempfehlung für Interessierte:

 

„Gewaltfreie Kommunikation – Eine Sprache des Lebens“ von Marshall B. Rosenberg