Keine Angst vor der Angst

Everything you ever wanted is on the other side of fear.

 

George Addair

 

 

 

 

Jedes Jahr melden Krankenkassen den Anstieg psychischer Erkrankungen. Dazu gehören neben Depression und anderen Störungsbildern auch Angsterkrankungen. Es ist zu befürchten, dass vor dem Hintergrund der Corona-Krise noch mehr Menschen mit Ängsten und Sorgen belastet sein werden.

 

 

Angst, Furcht oder Phobie?

 

Grundsätzlich beschreibt der Begriff „Angst“ ein eher vages, ungutes Gefühl, dass z.B. dadurch ausgelöst wird, dass wir uns etwas vorstellen, das in Zukunft passieren könnte. Eine Mutter macht sich z.B. Sorgen, wenn die Tochter nicht pünktlich von der Schule nach Hause kommt oder der gerade volljährige Sohn das erste Mal mit dem Auto alleine in Urlaub fährt. Es gibt also keine reale Bedrohung, sondern vielmehr die Befürchtung, etwas Schlimmes könnte passieren.

 

Sind wir tatsächlich in Gefahr, vielleicht weil wir beim Überholmanöver ein entgegenkommendes Fahrzeug übersehen haben und ein Zusammenstoß droht, spricht man von Furcht.

 

Unter Phobie versteht man übersteigerte Ängste vor bestimmten Objekten oder Situationen. Zu den bekanntesten Phobien gehören wohl  die Angst vor Spinnen (Arachnophobie) oder die Platzangst (Agoraphobie).

 

Wie entstehen Angststörungen?

 

Die Ursachen für Angsterkrankungen sind sehr vielschichtig. Neben erblichen Faktoren können z.B. belastende Lebensereignisse in Vergangenheit oder Gegenwart, ungünstiger Erziehungsstil, aber auch körperliche Erkrankungen das Entstehen von Ängsten begünstigen.

 

Was passiert im Körper?

 

In bedrohlichen Situationen werden schlagartig große Mengen Stresshormone ausgeschüttet. Der Blutdruck steigt, die Muskeln spannen sich an und unser Gehirn entscheidet blitzschnell, was zu tun ist: Kampf, Flucht oder Totstellen.

 

Dabei ist es zunächst völlig unerheblich, ob es sich um eine reale Situation handelt oder sich das Ereignis nur in unserer Vorstellung abspielt. Unser Körper reagiert immer gleich.

 

 

Wann sind Ängste unverhältnismäßig

 

Man sollte besonders aufmerksam werden, wenn gar keine reale Bedrohung vorliegt, die Ängste und Sorgen aber dazu führen, dass man sich im Leben immer mehr einschränkt und Situationen meidet, die vorher unproblematisch waren. Dass kann die Fahrt im Aufzug ebenso sein, wie der Kinobesuch mit Freunden oder die Urlaubsreise ins Ausland. Vermeidungsstrategien führen nämlich leider häufig dazu, dass Ängste sich verstärken.

 

Aber nicht jedes Unwohlsein und flaues Gefühl im Magen ist pathologisch. Feuchte Hände und zittrige Stimme bei einer Präsentation im Kollegenkreis oder in einem schwierigen Gespräch sind normal und müssen nicht behandelt werden. Man kann sie aber zum Anlass nehmen, sich solchen oder ähnlichen Situationen öfter mal auszusetzen und im Laufe der Zeit an Sicherheit und Selbstbewusstsein zu gewinnen.

 

 

Was tun, wenn Ängste mein Leben mehr und mehr bestimmen?

 

Grundsätzlich gilt: je früher Sie sich dem Thema stellen, umso besser können Sie gegensteuern.

 

Vielen Menschen helfen regelmäßige Entspannungstechniken, wie autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, aber auch Yoga oder einfache Atemübungen, die in der angstauslösenden Situation durchgeführt werden können.

 

Bringt all das nicht die gewünschte Besserung, sollte man nicht zögern, sich Unterstützung zu suchen. Übliche Anlaufstellen sind der Hausarzt, psychotherapeutische Praxen, aber auch Selbsthilfegruppen.